19. Kulturfahrt der LdO Kreisgruppe München vom 04. - 09. Juni 2011

Die 19. Kulturfahrt führte uns (per Bus) anlässlich der deutschen Minderheitenwallfahrt auf dem St. Annaberg in unsere angestammte Heimat, nach Oberschlesien.

Unterwegs las beim Anblick des Zobten Gretel Schmidt, die in Breslau aufwuchs, ein Gedicht über Kindheit und Jugend im Schatten dieses Berges vor, was uns sehr berührte.

Nach komplikationsloser Fahrt bezogen wir in Gleiwitz/Laband unser Quartier, von wo aus wir am Sonntag, 05.Juni zum Annaberg fuhren, der uns schon von weiten begrüßte. Beim Aussteigen filmte uns ein Team. Erwartet wurden wir bereits von Hubert Beier, unserem Freund aus Bodland, der eine deutsche und eine bayerische Fahne hochhielt. Unser stellvertretende Vorsitzende, Norbert Gröner mit Familie nahm uns ebenfalls in Empfang. Ein weiterer Bus war mit Landsleuten aus Würzburg und Nürnberg gekommen.

Die Wallfahrt stand unter dem Motto: „Versöhnung und Erneuerung im Hl. Geist“.

Nach der Begrüßung durch den Guardian Pater Blazei Kurowski OFM und vorbereitenden Gebeten wurde der festliche Gottesdienst um 11.00 Uhr vor der Lourdesgrotte eröffnet. Hauptzelebrant war der Bischof von Oppeln, Andreas Czaja (geb. in Rosenberg). Zu den Mitzelebranten gehörte auch Pfarrer Joseph Scholz aus München (geb. in Breslau), der an unserer gesamten Fahrt teilnahm. Texte, Predigt und später die Ansprachen waren jeweils zweisprachig, d.h. sie wurden in die andere Sprache übersetzt. Bischof Czaja betonte, dass Schlesien in Zeiten des Friedens immer sehr gastfreundlich gewesen sei und nicht aufgehört habe „ein Haus für alle Menschen guten Willens zu sein“. Er forderte auch zur „Erneuerung der eigenen christlichen und kulturellen Identität“ auf.

Neben dem Klerus waren auch zahlreiche weltliche Vertreter der deutschen und polnischen Öffentlichkeit zum Annaberg gekommen, so z.B. Klaus Plaszczek, der Bundesvorsitzende der LdO mit Mitgliedern des Bundesvorstands, Damian Spielvogel, der Bundesgeschäftsführer der LS, der deutsche Botschafter in Warschau, Rüdiger Freiherr von Fritsch, der Breslauer Generalkonsul Bernhard Brasach und der Konsul in Oppeln, Peter Eck. Von polnischer Seite ist vor allem der stellvertretende Innenminister, Tomasz Siemionak zu nennen. Die deutschen Vertreter riefen nachdrücklich zur weiteren Förderung und zum vermehrten Gebrauch der deutschen Sprache auf. Unter kräftigem Beifall verlas der Landesvorsitzende der LS von Niedersachsen, Helmut Sauer, nach der Messe ein Grußwort der Bundeskanzlerin. Hier eine kurze Zusammenfassung: „Vor 90 Jahren wurden an diesem Ort heftige Kämpfe zwischen Deutschen und Polen ausgetragen. Bis vor 22 Jahren war ab 1945 der Gebrauch der deutschen Sprache verboten, aber heute nehmen Bürger beider Nationen an einer gemeinsamen Wallfahrt teil. Eine gute, gemeinsam gestaltete Zukunft ist weiterhin nur in einem vereinten Europa möglich“.

Zahlreiche landsmannschaftliche und studentische Fahnenabordnungen schmückten die Veranstaltung. An der Spitze gingen unsere Mitglieder Reinhard Kolkowsky mit dem „Oberschlesischen Kreuz“, Norbert Gröner mit der Vereinsfahne und Erich Plischke in Bergmannsuniform. Es schlossen sich zahlreiche weitere Trachtenträger und Träger von Bergmannsuniformen an. Bei der Wallfahrt waren auch andere Minderheiten, wie die Romas und Sintis (junge Vertreter waren anwesend) zugegen. Sogar aus Texas war eine Fahnenabordnung der Pfadfinder mit oberschlesischen Wurzeln gekommen! Kinder/ Jugendchöre, sowie mehrere Blasorchester, die z.T. von ihren Besuchen bei den Bundestreffen der Oberschlesier in Rheinberg bekannt sind, begleiteten musikalisch die Veranstaltung. Das Bergmannsorchester aus Mechtal, das alljährlich unsere Barbarafeier in München musikalisch mit gestaltet, war mit 50 Mann vertreten. Gesungen wurde anhand ausgeteilter Zettel und von zum Kauf angebotenen Neuauflagen des Gebet– und Gesangbuchs „Weg zum Himmel“.

Am Rande des Treffens wurden an unsere Teilnehmer am Ende von Elvira und Matthias Lempart, die Mitglieder des DFK Mechnitz sind, selbstgebackener Mohn- und Streuselkuchen verteilt. Herzlichen Dank dafür!

Eine beeindruckende Zusammenkunft, die zu weiterem hoffen lässt!

Am Montag trafen wir uns nach einem programmfreien Vor - und Frühnachmittag gegen Abend auf Anregung des Europaabgeordneten Sebastian Wladarcz, der uns beim Besuch in Brüssel im Herbst 2010 durchs dortige Parlament geführt hatte, und der in Gleiwitz seine oberschlesischen Wurzeln hat, in der Gleiwitzer Innenstadt bei der Versuchsbrauerei Maier. Verbunden damit waren eine Bierprobe und ein Abendessen. Am Dienstag besuchten wir nachmittags in Gleiwitz – Gröling den DfK, wo wir bei Kaffee und selbstgebackenem Mohn- und Streuselkuchen herzlich willkommen geheißen wurden. Dortige Mitglieder berichteten über die frühere und jetzige Situation und wiesen auf wesentliche Verbesserungen hin. Am Mittwoch unternahmen wir eine Rundfahrt durch das südliche Oberschlesien. Wir besuchten zuerst Lubowitz, wo wir im dortigen Begegnungszentrum vom Leiter, Herrn Rybosch und von Herrn Pater begrüßt wurden. Hier ist eine zweisprachige Tafel (deutsch/ polnisch) angebracht. Vermerkt ist auf ihr auch, dass der Aufbau des Zentrums mit Mitteln des bayerischen Sozialministeriums gefördert wurde. Zweisprachige Inschriften und Schilder sucht man ansonsten fast immer vergeblich, immer noch. Allerdings habe ich auf meiner privaten Fahrt in meine Heimatstadt Rosenberg zwei Ortsschilder gesehen in Deutsch und Polnisch. Eines lautete: Djendobre/Guttentag. Ein Anfang ist gemacht! Wir wanderten durch den herrlichen Park mit der leider zur Ruine entstellten Schlossanlage, die aber nach neuen Meldungen wieder völlig aufgebaut werden soll. Wir sahen auch zwei gut gewachsene Bäumchen (Rotdorn und Weißtanne), die anlässlich eines früheren Besuchs von unserer Kreisgruppe gepflanzt worden waren. Am Grab unseres Landsmanns Leonhard Wochnik legten wir am dortigen Friedhof ein Gebinde nieder und sangen das Lied „Ich hatt` einen Kameraden.“ Es schloss sich eine Besichtigung der nahe gelegenen Wassermühle an, die Joseph von Eichendorff zu seinem später vertonten Gedicht: „In einem kühlen Grunde“ inspiriert haben soll. Anschließend besuchten wir Kloster Rauden mit der imposanten Basilika und der Parkanlage. Wir entdeckten ein Bäumchen, das anlässlich des Besuchs von Papst Johannes Paul II. gepflanzt worden war. Ein weiteres ist aus einer von Papst Benedikt XVI. geweihten und aus Rom zugeschickten Eichel entstanden. Ratibor besichtigte jeder für sich, und den letzten Abend der Reise verbrachten wir in Gleiwitz in einem Spezialitätenlokal bei einem opulenten Essen. Am Donnerstag traten wir die Heimreise an, die wie die Anreise ohne Komplikationen verlief.

Eine wunderschöne Fahrt in unsere Heimat, die aber wegen der politischen Gegebenheiten auch Wehmut aufkommen ließ.

Ganz herzlichen Dank an Gertrud Müller, die die Mühen der Vorbereitung und Durchführung der Reise wieder einmal glänzend gemeistert hat. Wir hoffen auf noch viele weitere gemeinsame Fahrten!

        Christa Berndt