Patronatsfest der hl. Hedwig in Andechs

Am 17.10.10 feierte der Münchner Schlesier – Verein mit der Landsmannschaft der Oberschlesier München und Augsburg (Andechs gehört zur Diözese Augsburg) in Andechs das Patronatsfest unserer Landesheiligen. Es begann mit den Gottesdiensten um 10.15 Uhr. Der katholische fand in der Wallfahrtskirche statt, der evangelische im Fürstensaal des Klosters mit Landeskirchenrat Schwager. Schon hier hatten sich zahlreiche Fahnenabordnungen und Trachtenträger neben den Mitgliedern und deren Freunden eingefunden. So bot sich bereits zu Beginn ein farbenfrohes Bild.
Die hl Messe zelebrierte Prof. Pieksa aus Augsburg. In seiner eindrucksvollen Predigt verknüpfte er die Zeit der hl Hedwig mit unserer: Die Bestrebungen der Heiligen seien auch heute noch sehr aktuell: Sie wollte in echt christlichem Sinn nicht Krieg, sondern Versöhnung, nicht Kämpfe, sondern Verhandlungen. Sie habe Schlesien "mit dem Pflug, nicht mit dem Schwert" erobert. So rief sie viele fränkische Siedler in ihr Land, da einer ihrer Brüder Bischof von Bamberg war.
Anschließend legten die Schlesierverbände am Hedwigsdenkmal am Aufgang zur Kirche je ein Gebinde nieder und gratulierten an dieser Stelle Prof. Pieksa zum 80. Geburtstag.
Nach dem Mittagessen im Klostergasthof folgte um 14.00 Uhr der Heimatnachmittag. Martin Werner begleitete ihn sehr versiert, wie immer, Er begann schon vor dem eigentlichen Programm auf dem Akkordeon zur Unterhaltung zu musizieren. Der Schlesier – Chor bot eingangs ein Potpourri schlesischer Lieder. Die Begrüßung nahm Dr. Gotthard Schneider, der Vorsitzende des Münchner Schlesier – Vereins, vor. Nach einem weiteren Chorbeitrag zog die Riesengebirgstrachtengruppe ein, wobei sie begeistert und im Rhythmus der Musik beklatscht wurde. Auch „Rübezahls Zwerge“ zeigten im weiteren Verlauf gekonnte Darbietungen, und schließlich tanzten beide Gruppen gemeinsam.
Dr. Schneider gab dann eine Zusammenfassung aktueller Ereignisse. So ging er z.B. auf den 60. Jahrestag der Veröffentlichung der „Charta der Vertriebenen“ in Stuttgart (05.08.1955) ein, ebenso auf ein Treffen im Vorfeld mit Erika Steinbach im Münchner Landtag vor geladenen Gästen. Bemerkenswert sei, so Dr. Schneider, neben dem Verzicht auf Rache und Gewalt der politische Weitblick der Charta. So strebte sie schon damals klar das Ziel „Europa“ an. Das Recht auf Heimat wurde aber nie aufgegeben. Die Stiftung in Berlin „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ sei noch immer nicht beschlossen. Dagegen ist die Stiftung „Schlesien. Bayern“ gegründet. Ihr Zweck ist – kurz gesagt – das kulturelle Erbe Schlesiens zu erhalten. Dr. Schneider drückte es so aus: "Die Erlebnisgeneration geht – die Stiftung kommt".
Günter Jockisch, der (neue) Vorsitzende der Landsmannschaft der Oberschlesier München, stellte sich anschließend vor und betonte die (zufälligen) Gemeinsamkeiten mit Dr. Schneider: Beide seien in München geboren, hätten aber durch ihre Väter schlesische Wurzeln. Wie es in Bayern mehrere Stämme gebe, etwa die Oberbayern und die Franken, so gebe es auch die Ober- und die Niederschlesier. Beide seien schlesische „Varianten“. Er baue auf ein fruchtbares Miteinander gemeinsamer Interessen.
Es folgten die Schlussworte der langjährigen Vorsitzenden der Münchner Oberschlesier und jetzigen Ehrenvorsitzenden, Gertrud Müller. Sie bedankte sich im Namen aller Schlesier bei den Mitwirkenden für die gelungene Veranstaltung und freute sich vor allem darüber, dass die Jugend engagiert mitmacht. Es gilt, so G. Müller, „das Erbe der Väter weiterzugeben und dabei ist das Zusammenwirken von Jung und Alt besonders wichtig“. Abschließend wies sie noch auf die Barbaramesse der Oberschlesier am 03.12. in der Münchner Jakobskirche hin (17.00 Uhr) und auf die weltliche Barbarafeier in der Gaststätte des Bundeswehrkommandos IV in der Dachauer Str. 128 (16.00 Uhr). Am 26.12. (17.00 Uhr) rundet ein Weihnachtsgottesdienst in der Jakobskirche das Jahr ab.
Zusammen sangen wir zum Abschluss alle das Lied: „Kein schöner Land…“
Eine beeindruckende Feier, in der die Schlesier ihre Präsens und Heimattreue manifestierten!

Christa Berndt


 

Fotos von Götz B. Pfeiffer.