Oberschlesien lebt auch in München

60 Jahre Landsmannschaft der Oberschlesier, Kreisgruppe München

60 Jahre Landsmannschaft der Oberschlesier, Kreisgruppe München war der Anlaß für die Durchführung eines umfangreichen Programmes unter der Schirmherrschaft der Bayerischen Sozialministerin Christine Haderthauer. Zum Jubiläum und zu Ehren St. Barbara am 04.und 05.12. begannen die Feierlichkeiten in der St. Jakobskirche mit einem Festhochamt. „Heimat und Glaube das gehört bei den Oberschlesiern zum Leben“ so Prof. theol. Piegsa, Augsburg in seiner Predigt als Hauptzelebrant. Mehrere hundert Oberschlesier erlebten den feierlichen großen Einzug zu den Klängen einer Abordnung des Bergmannsorchesters aus Mechtal unter der Leitung von Engelbert Slodczyk. Kreisvorsitzender Günter Jockisch begrüßte zu Beginn des Hochamtes die Geistlichkeit mit Prof. Dr. Joachim Piegsa, Konsistorialrat Dr. Borok, Lappersdorf, Geistlicher Rat Hubert Thomas, Pfarrer Josef Scholz, Pfarrer Konrad Wersch, Diakon Franz Bodynek. Ein besonderer Dank galt der langen, in Pension gegangenen Sakristeischwester Austina, aus dem Kloster der Armen Schulschwestern in München durch die Überreichung einer aus Kohle gefertigten Madonna. Sw. Austina hat über Jahrzehnte die kirchlichen Veranstaltungen der Oberschlesier in München in St. Jakob begleitet. Befreundete Gruppen aus dem BdV München und des Cartellverbandes Salia Silesia (chargiert hat Bbr. Dariusz Hornik) wurden durch Fahnenabordnungen vertreten. Der Knappenverein Peißenberg mit einer beachtlichen Teilnehmerzahl und eine Abordnung vom Bergmannsverein Hausham gaben der LdO in München die Ehre. Die Knappen aus Peißenberg umrahmten mit festlichen Gesängen den Gottesdienst. Genauso das Bergmannsorchester aus Mechtal. Gäste direkt aus Oberschlesien wie Adelheid Sklepinski, Friedrich Schikora, Peter Hensel, Hubert Beier und eine Abordnung des Heimatchores aus Stroppendorf (Ostroppa) mit der Vorsitzenden Frau Maria Gillner, nahmen am Gottesdienst teil. Die Orgel intonierte wie in den Jahren zuvor Heinz Kaluza. Mit musikalischer Begleitung („Ich bete an die Macht der Liebe“) durch das Bergmannsorchester versammelten sich die Teilnehmer am Grabmal der Gründerin der Armen Schulschwestern der seligen Mutter Theresa Gerhardinger. Kreisvorsitzender Günter Jockisch sprach hierzu gedenkende Worte zur Ehrung der Verstorbenen aus der Kreisgruppe München.

Nachdem der Freitag dem kirchlich-religiösem gewidmet war, versammelten sich am Sonnabend wiederum mehrere Hundert Oberschlesier zu einer Feierstunde im Casino der Bundeswehrverwaltung in München. Die Liste der zu Begrüßenden wollte fast nicht enden, so groß war der Zuspruch zur Feierstunde. Dennoch vermochte es Kreisvorsitzender Jockisch gekonnt und mit viel Charme diesen Teil hervorragend zu meistern. Nach dem Vorlesen der Grußworte der Schirmherrin Frau Staatsministerin Christine Haderthauer begrüßte der Vorsitzende in Besonderheit den Europaabgeordneten und Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bernd Posselt, der in seinem Grußwort die Perspektiven der Oberschlesier aus europäischem Blickwinkel aufzeigte. In Vertretung des Oberbürgermeisters der Stadt München, den CSU-Fraktionsvorsitzenden Josef Schmid, der die Grußworte der Stadt München überbrachte, von der SPD-Fraktion das LdO-Mitglied Frau Beatrice Zurek, Herrn Lorenz MdL und Frau Dr. Ohlhausen von der CSU. Den Festredner Herrn Dr. Ortfried Kotzian, Ltd. Regierungsdirektor des Haus des Deutschen Ostens sowie Herrn Dr. Horst Kühnel, Vorsitzender des Fördervereins des Haus des Deutschen Ostens. Ehrengast war mit den Vertretern der Deutschen Minderheit aus Oberschlesien der Vorsitzende vom Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen Bernard Gaida. Seine Ausführungen waren von Optimismus geprägt. Der Erhalt der deutschen Muttersprache sei die eigentliche Herausforderung für die heimatverbliebenen Deutschen. Die deutsche Politik forderte er auf, sich stärker mit den deutschen Volksgruppen in den ehemaligen Reichs- und Siedlungsgebieten zu solidarisieren. BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer nannte in seinen Grußworten die Oberschlesier als Herzstück im Bund der Vertriebenen. Auch wenn das Ziel der Rückkehr in die angestammte Heirat nicht erreicht werden konnte, bleibe die Bekämpfung von Flucht und Vertreibung als Mittel der Politik weltweit eine wichtige Aufgabe. Die polnische Regierung forderte er auf, den muttersprachlichen Unterricht für die deutsche Minderheit auszubauen und zweisprachige Orts- und Straßenbezeichnungen zuzulassen.

Der Festvortrag Dr. Kotzians hatte zum Thema: „Verantwortung für Kultur und Identität in Bayern, Deutschland und Europa“ anl. des 60jährigen Bestehens der BRD Deutschland und der Landsmannschaft der Oberschlesier. Für den Schlesier-Verein München sprach deren Vorsitzender Dr. Gotthard Schneider die Glückwünsche aus und betonte die gute Zusammenarbeit beider Gruppen. Ihre Verbundenheit bekundeten die Vertreter des Cartellverbandes Satia-Silesia durch die Anwesenheit des Philisterseniors Dr. Hubert Seidel, und Bundesbruder Dr. Damian Schwider, München. Die LdO war vertreten durch den Bundesvorsitzenden Klaus Plaszczek mit seiner Gattin, Bundesgeschäftsführer Andreas Gundrum, Landesvorsitzender Georg Masnitza. BV Klaus Plaszczek sprach ein ausführliches Grußwort und nahm die Gelegenheit zur Einladung an der Teilnahme am Europatag der Oberschlesier in Rheinberg/Niederhein am 4. und 5. September 2010 wahr.

Auszeichnungen für Verdienste:

Für besondere Verdienste zeichnete BV Klaus Plasczek Herrn Willi Stumpe, München mit der goldenen Ehrennadel der LdO aus. Karl Heinz Labus, Vorstandsmitglied, erhielt die Ehrenurkunde; Frau Gertrud Müller, langjährige LdO-¬Kreisvorsitzende und stellvertretende Landesvorsitzende, jetzt Ehrenvorsitzende der LdO München wurde für ihre großen Verdienste mit der höchsten Auszeichnung der LdO Bayern, mit der Eichendorff-Plakette geehrt. Die Laudatio hielt der LV Georg Masnitza. Die Auszeichnung wurde durch die ca. 300 Gäste durch außergewöhnlich langanhaltenden Beifall gewürdigt. Frau Müller nahm tief ergriffen diese Würdigung entgegen und sagte in ihren Dankesworten dass sie diese Auszeichnung stellvertretend für alle Schicksals- und Weggefährten entgegennehme, die sie bis heute begleitet haben. Sie dankte für das Vertrauen und bat um die Bemühungen für unsere Aufgaben und Ziele um weitere Unterstützung und um die Solidarität zu unseren Landsleuten in der Heimat.

Große Aufmerksamkeit wurde der Ausstellung: Der „St. Annaberg, das Wahrzeichen der Oberschlesier“ sowie „Nobelpreisträger Schlesiens“ gewidmet. Für die Erstellung und Präsentation sind wir Landsmann Joachim Cernek früher Beuthen O/S, jetzt Nürnberg zu großem Dank verpflichtet. Musikalisch wurde die Feierstunde und die Barbarafeier begleitet durch den Schlesier-Chor München, durch das Bergmannorchester Mechtal und durch Tanzeinlagen der Riesengebirgstrachtengruppe und der Trachtenzunft Rübezahls Zwerge. Mit dem gemeinsamen Singen des Liedes der Oberschlesier, der Bayern-, der Europa- und der National-Hymne endete die Feierstunde an die sich die traditionelle Barbarafeier der Oberschlesier anschloss. Die religiöse und weltliche Feier konnte dank der Unterstützung durch das Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen über das Haus des Deutschen Ostens begangen werden.

"Bayern unterstützt Sie"

Grußwort der Schirmherrin, Frau Staatsministerin Christine Haderthauer anlässlich des 60jährigen Bestehens der Landsmannschaft der Oberschlesier, Kreisgruppe München, am 5. Dezember 2009 in München

Zum 60jährigen Bestehen der Kreisgruppe München der Landsmannschaft der Oberschlesier gratuliere ich als Schirmherrin ganz herzlich. Die Kreisgruppe hat sich in all diesen Jahren mit großem Engagement für die Oberschlesier eingesetzt, die nach Flucht und Vertreibung in den Raum München gekommen sind und seither hier leben. Sie hat es ihren Landsleuten erleichtert, sich bei uns in Bayern zu integrieren und heimisch zu werden. Wie tatkräftig die Heimatvertriebenen – gerade auch die Oberschlesier – beim Wiederaufbau unseres Landes und der Landeshauptstadt mitgewirkt haben, verdient Anerkennung und Respekt. In ihrer 60jährigen Geschichte hat die Kreisgruppe durch vielfältige Aktivitäten den Zusammenhalt der Oberschlesier gestärkt. Die Pflege der oberschlesischen Lebensart, der oberschlesischen Sprache und all dessen, was oberschlesische Identität bestimmt, ist den Mitgliedern besonders wichtig. Fern und getrennt von der eigenen Heimat die heimische Kultur in solch lebendiger Weise über Jahrzehnte zu erhalten und die junge Generation an diese Kultur heranzuführen, erfordert besondere Anstrengung. Der Kreisgruppe ist dies hervorragend gelungen.

Es waren auch die Oberschlesier, die als eine der ersten nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ihre Heimat wieder aufgesucht und Kontakte geknüpft haben. Sie unterstützen dort die deutsche Minderheit und geben Impulse zur Bewahrung der Kulturleistungen, durch die Deutsche Oberschlesien über Jahrhunderte geprägt haben. Dafür sage ich Ihnen ein ganz besonderes Dankeschön! Bayern unterstützt Sie dabei mit der Projektförderung durch das Haus des Deutschen Ostens. Aus eigenem Erleben wissen die Oberschlesier, wie wichtig der Einsatz für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ist. Durch Ihr Wirken sind Sie Brückenbauer für die europäische Verständigung. Zugleich halten Sie im Bewusstsein, wie sehr Oberschlesien, die Heimat Eichendorffs, Teil deutscher Geschichte und Kultur ist. Daran zu erinnern, liegt mir besonders am Herzen und ist eine Aufgabe für uns alle. Den Oberschlesiern in München ein herzliches Glück auf!


Gruppenbild von Iks.: Andreas Gundrum, Bundesgeschäftsführer der LdO, Friedrich Schikora Gleiwitz, Peter Hensel, Beuthen, Georg Masnitza IV, Nürnberg, Adelheid Sklepinski, Hindenburg, Gertrud Müller, München, Bernard Gaida, Oppeln, Maria Gillner, Stroppendorf, Klaus Plasczek, Bernd Posselt, MdEP, Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft.


Gruppenbild in der Kirche St. Jakob anlässlich des Festgottesdienstes