Nachruf Dr. Günther Ossmann anläßlich seiner Beisetzung am 09.03.2007 auf dem Friedhof in Sauerlach, von Gertrud Müller, der Vorsitzenden der Landsmannschaft der Oberschlesier in München, deren langjähriges Mitglied er war

Liebe Gabi,
verehrte Trauergemeinde,

Dir und der Familie darf ich im Namen der Landsmannschaft der Oberschlesier in Bayern und München unsere herzliche Anteilnahme zu dem schweren Verlust, der Sie getroffen hat, aussprechen.

In tiefer Trauer erweisen wir heute einem stets heimattreuen bekennenden Oberschlesier, unserem Landsmann Dr. Günther Ossmann die letzte Ehre. Wir müssen Abschied nehmen von einem lieben Freund, der uns über lange Jahrzehnte hinweg Schicksals? und Weggefährte war. Wohl wissend, daß für uns alle der Tag kommt, an dem unsere irdische Wegstrecke zu Ende geht, trifft uns der Tod von Dr. Günther Ossmann tief ins Herz. Seine Lücke wird nicht zu schließen sein, weil es solch bekennende Menschen zu Heimat und Tradition nur noch wenig gibt. Trotz schwerer Schicksalsschläge und eines steinigen Weges, der nach Kriegsende hinter ihm lag, war es ihm ein Herzensbedürfnis, seine Landsleute zu finden und sich Ihnen anzuschließen.

Im Jahre 1964 übernahm er den Vorsitz der Landsmannschaft der Oberschlesier in München und leitete sie bis 1972. Er war ein Mensch der Zuwendung, der Treue und des Miteinanders. Für alle die seinen Rat und seine Hilfe brauchten, hatte er stets ein offenes Ohr. Wir alle haben in dieser langen Zeit seine besonnene, verbindliche Art geschätzt, ihm gerne zugehört, sein kompetentes Urteil gesucht und ebenso oft wie gerne mit ihm gelacht und gefeiert.
Im Jahre 1972 hat ihn die Mitgliederversammlung für seinen unermüdlichen Einsatz um das Ziel Wahrheit Recht Gerechtigkeit für Oberschlesien zum Ehrenvorsitzenden ernannt und mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet . Dr. Günther Ossmann hat einen wesentlichen Beitrag für den Deutschen Osten geleistet und viel zur Unterstützung der Deutschen Volksgruppe in unserer Heimat beigetragen. Das Erbe unserer Väter und die alten Traditionen Oberschlesiens konnten wir durch seine Ermunterungen und immer wieder ermahnenden Worte, daran festzuhalten, weiter pflegen und erhalten. Als uns die Bayerische Staatsregierung am Lilienberg mit dem Haus des Deutschen Ostens eine Bleibe bot, war Dr. Ossmann der erste, der sich zur Mitarbeit zur Verfügung stellte und 1971 Präsidiumsmitglied wurde. Sein Motto nicht nur nehmen, sondern auch etwas zurückzugeben, gründete er den Verein der Förderer des Haus des Deutschen Ostens in München, dessen Vorsitz er übernahm und viele Jahre innehatte.

Wir sind sehr stolz und dankbar, daß wir ihn als wertvollen Menschen und namhaften Repräsentanten unserer Heimat auf einem Teil seines Lebensweges begleiten durften. Er hat uns oft genug bewiesen, wie man trotz aller Härten des Lebens die ihn getroffen haben, zuversichtlich und lebensfroh bleiben kann. Wir müssen nun ohne ihn auskommen, eine Vorstellung die mir persönlich und auch meinen Landsleuten sehr sehr schwer fällt und uns allen klar macht, wie vergänglich wir sind. Dr. Günther Ossmann war für mich ein väterlicher Freund, er wird immer in unserer Erinnerung und in unseren Herzen bleiben. Dir liebe Gabi Dank und Anerkennung für die stets liebevolle Begleitung von Günther, für die aufopfernde, nicht selbstverständliche Pflege und für das entgegengebrachte Verständnis für unsere Anliegen. Dir lieber Günther darf ich als letzten Gruß eine Handvoll Heimaterde ins Grab geben Erde vom St. Annaberg, dem Schicksalsberg der Oberschlesier.
Ein letztes heimatliches „Glück auf“ zur letzten Fahrt.

Gertrud Müller
Vorsitzende der Landsmannschaft der Oberschlesier
Kreisgruppe München

Sein Lebenslauf:
Herr Dr. Günther Ossmann ist als Sohn eines Reichsbahnbeamten in Oppeln O/S geboren. Seine Eltern wohnten zunächst in der Nähe von Kattowitz, zogen 1921/22 nach Gleiwitz-Öhringen (ehemals Sosnitza). Er besuchte 6 Jahre das kath. Humanistische Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Gleiwitz. Wegen Versetzung seines Vaters, wechselte er in das Königin-Luise-Gymnasium nach Hindenburg, wo er 1938 mit Erfolg sein Abitur ablegte. Kurze Zeit danach immatrikulierte er an der Universität Breslau. Wegen des Anschlusses Österreich an das Deutsche Reich und der folgenden Tschechenkrise hatten jedoch kaum Vorlesungen stattgefunden. Mit Beginn des Krieges meldete er sich freiwillig und wurde am 27.11.1939 zum Inf.Reg.28 eingezogen. Er machte den Feldzug nach Frankreich mit, war danach in Russland eingesetzt, ab Oktober 1944 wieder in Frankreich bei der Ardennen-Offensive. Er war 4-mal verwundet und wurde mit dem silbernen Verwundetenabzeichen, dem EK I und II, sowie dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet, Am 27.4.1945 kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft aus der er 1 Jahr später entlassen wurde.
Ab 1945 hat er sein Studium der Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre fortgesetzt, eigentlich erst richtig begonnen und bestand am 15.12.1949 das erste, und 2 Jahre später das zweite juristische Staatsexamen. Nach seinem Assessor-Examen wurde er als Rechtsanwalt zugelassen und übte seinen Beruf noch bis zu seiner schweren Erkrankung aus.
Dr. Ossmann war ein bekennender Oberschlesier. Am 27. April 1964 übernahm er den Vorsitz in der Landsmannschaft der Oberschlesier, Kreisgruppe München und leitete diese bis zum 20. Juli 1972.
Die Mitgliederversammlung ernannte ihn 1972 zum Ehrenvorsitzenden. Ihm wurde die Silberne Ehrennadel verliehen. Seine weiteren Ehrenämter: Juristischer Berater bei der Journalistenschule in Hamburg, im Vorstand der Deutschlandstiftung e.V. und im Ausschuß der Adenauer-Preisverleihung. Seit 1.1.1971 war Dr. Ossmann Mitglied des Präsidiums des Hauses des Deutschen Ostens in München, sowie Gründer und Vorsitzender des Vereins der Förderer des Haus des Deutschen Ostens in München e.V.