14. Kulturreise der Landsmannschaft der Oberschlesier (Kreisgruppe München) nach Oberschlesien vom 31. 05. bis 06.06.2005

Persönlicher Reisebericht von Gabriele Ruhdorfer

Einmal die Heimat meines Vaters besuchen - dieser Gedanke beschäftigte mich schon seit langem. Bisher kannte ich Oberschlesien nur aus den Erzählungen meiner Verwandten, da mein Vater es immer abgelehnt hatte, noch einmal an die Orte seiner Kindheit zu fahren. Nun war er seit 9 Jahren tot, meine Kinder relativ erwachsen, so dass ich die Gelegenheit wahrnahm und mich für die diesjährige Reise anmeldete.

Pünktlich um 07.30 fuhr unser Bus mit 34 Reiseteilnehmern am 31.05. vom Giesinger Bahnhof ab. Unsere 1. Station war Görlitz, die geteilte Stadt an der Grenze zu Polen. Unterkunft und Verpflegung im Hotel Mercure waren vorbildlich. Ein abendlicher Spaziergang sowie die sachkundige Stadtführung am nächsten Vormittag zeigten eine sehenswerte, Stadt, reich an wunderschön renovierten Häusern, die dabei ist, sich zu einem Juwel in Sachsen zu entwikkeln.

Anschließend ging die Reise weiter nach Gleiwitz. Auf dem Weg dorthin gab es einen Zwischenhalt in Lubowitz, dem Heimatort des großen Dichters Joseph Freiherr von Eichendorff. Leider ist vom Schloss nur noch eine wenig sehenswerte Ruine übrig, doch die Ausstellung im Eichendorff-Museum gibt einen guten Einblick in das Leben des Dichters. Der überaus freundliche Empfang durch ... und die Einladung zu Kaffee und Kuchen machten unseren Besuch in Lubowitz zu einem angenehmen Aufenthalt. Auf der Weiterfahrt nach Gleiwitz hatte ich Gelegenheit, die oberschlesische Landschaft kennen zu lernen mit ihren sanften Hügeln, kleinen Wäldern und vielen Dörfern. Leider sah man immer wieder verlassene Höfe und zerfallende Häuser sowie brachliegende Felder. Am Abend kamen wir in Gleiwitz an und bezogen unser Quartier für die nächsten Tage, das Hotel Diament in der Wilhelmstrasse. Ein hervorragendes Abendessen rundete den Tag ab.

Am Donnerstag, den 02.06. stand zunächst eine Besichtigung von Gleiwitz mit Allerheiligenkirche, Gleiwitzer Sender und Palmenhaus auf dem Programm. Wer den Weg nicht scheute, konnte einen Blick auf Gleiwitz vom Turm der Allerheiligenkirche aus werfen. Anschließend ging es durch den schönen Stadtpark ins moderne Palmenhaus zu einer interessanten, aber etwas langatmigen Führung. Der Bus brachte uns dann zum legendären Gleiwitzer Sender, wo uns ein Führer über die Hintergründe des Überfalls auf den Sender 1939 informierte. Am Nachmittag fand eine Besichtigungstour per Bus durch Beuthen statt. Herr Hensel, der DVK-Vorsitzende, zeigte uns eine weitgehend heruntergekommene, marode Stadt, die sehr unter den Zechenschließungen und der damit verbundenen Arbeitslosigkeit leidet. Nach der Stadtrundfahrt überraschten uns die Damen des DVK mit köstlichen schlesischen Spezialitäten, die ein Abendessen fast überflüssig machten.

Am Freitag, den 03.06. fuhr die Reisegruppe nach Krakau, während ich mit einem von Frau Müller organisierten Führer Breslau besichtigte. Vor allem der Ring und die Dominsel haben mich sehr beeindruckt.

Der 5. Tag stand zur freien Verfügung. Herr Hensel hatte sich bereit erklärt, mich und zwei weitere Damen noch einmal nach Beuthen zu begleiten. Ich hatte dort Gelegenheit, das Elternhaus meines Vaters zu sehen. Es ist in sehr gutem Zustand im Gegensatz zu vielen anderen Gebäuden.

Am Sonntag, den 05.06. stand eine Fahrt zum St. Annaberg auf dem Programm, wo wir , leider immer wieder von Regenschauern begleitet, am Festgottesdienst und der 10. St. Anna-Wallfahrt der Deutschen Volksgruppe teilnahmen. Eine Einladung zu Kaffee und Kuchen der Deutschen Volksgruppe in Grafenweiler rundete den Tag ab.

Am nächsten Tag um 7.30 Uhr hieß es: Abfahrt nach München. Mit ein bisschen Wehmut, aber auch Vorfreude auf die bayerische Heimat verließen wir Oberschlesien.