Gedenken an Hubert Lachotta

(Vater unserer Pressereferentin Eva Abdel-Rahman)

Gedenken wollen wir heute auch einmal eines bekannten Oberschlesiers aus unserer Zeit, der in noch jungen Jahren in Kriegsgefangenschaft in Baku am Kaspischen Meer sein Leben lassen musste, das er doch voll und ganz seiner Heimat Oberschlesien widmen wollte. Dieses Vorhaben wurde durch die Kriegseinwirkungen nur allzu früh zunichte gemacht. Es handelt sich um den in den 30er Jahren bekannten oberschlesischen Journalisten und Autor Hubert Lachotta, dessen Tochter heute auch anwesend ist, mich aber aus verständlichen Gründen gebeten hat, den Vortrag seiner Biographie zu übernehmen. Hubert Lachotta wurde am 02.09.1904 in Kattowitz geboren und verstarb am 16.08.1946 in Baku im Kaukasus in russischer Kriegsgefangenschaft. Seine Eltern stammten aus Kattowitz bzw. Gleiwitz. Er war verheiratet mit einer Breslauerin, deren Eltern aus Neisse bzw. Neustadt stammten. Hubert Lachotta absolvierte das Studium der Volkswirtschaft an der Universität Breslau. Er hatte 3 Kinder, seine älteste Tochter verstarb bereits im Kindesalter und ist in Breslau auf dem Laurentiusfriedhof neben dem Grab von Paul Keller begraben. Sein Sohn erlitt kurz nach Beendigung seines Studiums einen tödlichen Verkehrsunfall, seine jüngste Tochter haben wir im vergangenen Jahr zu unserer Pressereferentin ernannt. In Oberschlesien lebte und arbeitete Hubert Lachotta in Ratibor, in Beuthen und zuletzt in Gleiwitz.

Hubert Lachotta war Chefredakteur der "Oberschlesischen Volksstimme", seinerzeit die Zeitung der Katholiken und Hauptorgan der Zentrumspartei Oberschlesiens. Neben dieser anstrengenden Arbeit widmete er sich einer umfangreichen schriftstellerischen Tätigkeit mit Schwerpunkt "Oberschlesisches Industriegebiet". Er empfand es nicht nur als Beruf, sondern als Berufung, seine oberschlesische Heimat weltweit bekannt zu machen. Bedauerlicher Weise ist nur noch eines seiner Bücher im Original vorhanden, da der Verlag in Berlin während des Krieges abbrannte. So wurden auch sämtliche vorliegenden mühevoll vorbereiteten druckreifen Manuskripte vernichtet. Ein Zitat von Prof Perlick: "Nicht zu vergessen sind die zahllosen Folgen von Lebensbildern, die als "Oberschlesische Köpfe" von Hubert Lachotta redigiert, in der Oberschlesischen Volksstimme erschienen und ungemein viel neues biographisches Material zu Tage förderten."

In fast 100 noch vorhandenen Feldpostbriefen, die als einzige Hinterlassenschaft sorgfältig aufbewahrt werden, kommt neben der grossen Sorge um seine Familie immer wieder seine unendliche Sehnsucht nach seiner geliebten Heimat Oberschlesien zum Ausdruck, sowie die bange Frage: "Was wird aus Oberschlesien? Werde ich dieses mein wunderschönes Land noch einmal wiedersehen dürfen und meine Arbeit für Oberschlesien fortsetzen können?" Erst 5 Jahre nach seinem jähen Tod in Baku - er erlitt vor Freude auf seine Heimkehr beim Besteigen des Heimkehrerzuges einen Herzinfarkt - überbrachte ein Pastor, der Hubert Lachotta christlich beerdigt hatte, seiner immer noch wartenden Familie die entsetzliche Nachricht. Er berichtete auch später noch in einem Brief, dass Hubert Lachotta in Baku bei der übergrossen Hitze zu Bauarbeiten herangezogen worden war, aber trotz Last und Mühe seine geistigen Kräfte nie habe brach liegen lassen und getreu seinem Journalistenberuf eine Lagerzeitung herausgebracht habe, in der er auch über das oberschlesische Industriegebiet berichtete. Zitat des Pastors: "Hubert Lachotta gab unserem Lager das geistige Gepräge und er gehörte zu denjenigen, die trotz allem ihren Geist noch über die Dinge des Alltags zur gemeinsamen Freude aller aufschwangen." Er habe Hubert Lachotta auf einem Hügel am Kaspischen Meer bestattet, das Gesicht der aufgehenden Sonne zugewendet, mit Blickpunkt auf das sonnige Kaspische Meer und die Öl- und Bohrtürme Bakus. Vergessen könne man nicht die täglichen Beschreibungen seiner Heimat Oberschlesien, die er seinen Mitgefangenen stets mit vehementen Worten beschrieb. Der stets verschlossene Friedhof in Baku wurde erst vor kurzem durch die Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes vorbildlich hergerichtet. Es befinden sich dort nur 80 Grabstätten. Die Baracken des Gefangenenlagers gleich daneben sind noch gut erhalten und dienen heute den Menschen aus Bergkarabach als Unterkunft, die im heute unabhängigen Aserbaidschan Zuflucht suchten. Übrigens konnte seine Tochter im vergangenen Jahr ein Versprechen einlösen und am 16. August - genau am Todestag - am Grabe ihres Vaters im Kaukasus stehen. Sicherlich hat sie ihm dabei auch erzählt, was aus seinem über alles geliebten Oberschlesien geworden ist, war er doch ein unermüdlich engagierter Verfechter dieses Landes. Unzählige wertvolle und unwiederbringliche Unterlagen über seine Recherchen mussten auf seinem Schreibtisch in Gleiwitz liegen bleiben. Alfons Hayduk sagt in seinem Kondolenzschreiben an die Familie: Hubert Lachotta war einer unserer begabtesten Oberschlesier und ein rastlos Tätiger, dessen stete Schaffensfreude ich stets bewundert habe. Ob in der Redaktion, ob im frohen Kreise, immer war er voller Ideen und Pläne, ausgleichend durch sein überlegenes, stilles und sympathisches Wesen."

Zum Schluß noch einführende Worte aus einem Buch von Hubert Lachotta:

"Meiner oberschlesischen Heimat" ist dieses Buch gewidmet. Es will in kurzen Strichen Werden und Wachsen des industrieoberschlesischen Raumes zeichnen und den oberschlesischen Menschen und allen anderen, die dieses Land verstehen wollen, das vielfältige Geschehen seiner Entwicklungsgeschichte aufzeigen. Es will darlegen, wie Oberschlesien durch deutsche Arbeit zu dem wurde, was es heute ist. Der Oberschlesier liebt seine Heimat und hängt an ihr mit allen Fasern seines Herzens. Auch wenn er in der Ferne lebt, er sehnt sich zurück nach ihren Städten und Dörfern, nach ihren Gruben und Hütten. Möge das Buch dazu beitragen, daß überall Verständnis wachgerufen wird für das Ringen und Schaffen einer Landschaft, die berufen ist, in der Zukunft eine große deutsche Aufgabe zu erfüllen. Das Buch erschien im Jahre 1941.