Mit Herz und Gedanken im schlesischen Trebnitz - 52. St. Hedwigswallfahrt nach Andechs

13. Oktober 2002

St. Hedwig, geboren im oberbayerischen Andechs am Ammersee, gestorben und zu Heiligkeit gelangt im schlesischen Trebnitz: Am Namenstag unserer Schutzheiligen pilgern alljährlich die heute in Bayern lebenden schlesischen Christen beider Konfessionen zum "Heiligen Berg" nach Andechs, um die Heilige Hedwig an ihrem Geburtsort gebührend zu verehren und erneut um ihren Schutz für sich selbst und das Land Schlesien zu bitten, das bekanntlich dieser grossen Heiligen zur Heimat wurde. Am Sonntag, dem 13.10., fuhren zahlreiche Mitglieder der LdO München schon morgens mit dem Bus nach Andechs, ebenso viele reisten mit Privatautos an, um an der gemeinsamen 52. St. Hedwigswallfahrt des Schlesier-Vereins München und der LdO teilzunehmen. Bereits um 9.45 Uhr legte die geschäftsführende Vorsitzende des Schlesier-Vereins, Frau Sieglinde Schneeberger, ein Gebinde mit Schleifen in den schlesischen Farben am Gedenkstein der Hl. Hedwig nieder. Um 10.15 Uhr begannen zeitgleich die Gottesdienste der katholischen und evangelischen Landsleute. Zelebrant des katholischen Festgottesdienstes in der leider noch immer eingerüsteten Basilika war in diesem Jahr der Breslauer Kanonikus, Herr Pfarrer Heinrich Bujok, gebürtig in Friedenshütte. Zu Beginn der Messfeier sagte Pfarrer Bujok, die bayerische Fürstentochter, Herzogin und Schutzpatronin Schlesiens, sei eines der Idealbilder der abendländischen Christen und werde heute mehr denn je als segensreiche Mittlerin zwischen Ost und West angerufen. In seiner Predigt sagte er, die Hl. Hedwig habe keine Mittelmässigkeit oder Minimalismus geduldet und deshalb sei sie berühmt und gross geworden. Solche Menschen brauche auch heute die Kirche.

Die evangelischen Wallfahrer feierten ihren Gottesdienst wie üblich im Fürstensaal des Klosters. Hier war Zelebrant Herr Oberkirchenrat i.R., Pfarrer Hans Schwager, gebürtig aus Rohrdorf bei Görlitz (heute polnische Seite). In seiner Ansprache bezog er sich auf das Gleichnis der Talente und sagte, es gäbe auch schlesische und oberschlesische Talente, die man treu nutzen sollte, gerade jetzt auf dem Weg zum neuen Europa. Er sagte auch, es gäbe nur eine Zukunft, wenn wir die Kräfte der Vergangenheit lebendig hielten und zu einer Zusammenarbeit kämen.

Im Anschluss an die beiden Gottesdienste fand im Lichthof des Klosters noch eine kurze ökumenische Andacht mit Gebeten und Gesängen statt. Der Schlesierchor München unter der Leitung von Herrn Anton Schneeberger war eigens angereist, um sowohl diese Andacht als auch den evangelischen Gottesdienst feierlich mitzugestalten.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen begann im Festsaal der Gaststätte "Klosterhof" der schlesische Heimatnachmittag mit dem Einzug der Fahnen der LdO München, des Schlesier-Vereins, der Riesengebirgs Trachtengruppe, Rübezahls Zwergen, der Heimatgruppe Waldenburg und natürlich Geretsried. Der Landesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien e.V. Herr Helmut Riedel, begrüsste die Gäste sehr herzlich und gab seiner Freude Ausdruck , diesmal auch Herrn Lorenz, CSU-Stadtrat der Landeshauptstadt München, unter den zahlreichen Gästen zu sehen. Herr Riedel erinnerte an das bewegte Leben der Hl. Hedwig und gab einen Überblick über die geschichtliche Verbindung zwischen dem bayerischen Andechs und dem schlesischen Trebnitz. Er erwähnte auch den neuen Pilgerweg zwischen diesen beiden Wallfahrtsorten, der unter der Mitwirkung der Paneuropa Union im kommenden Jahr entstehen soll. Ebenso sprach er seinen Dank gegenüber dem Benediktinerkloster Andechs aus, das uns schon seit 52 Jahren diese Wallfahrt ermöglicht. Die Moderation des Heimatnachmittags übernahm Herr Dr. Gotthard Schneider. Natürlich vervollkommneten die Münchener Oberschlesier sehr aktiv das Programm. Die 1. Vorsitzende, Frau Gertrud Müller, trug die spannende Geschichte des seinerzeit berühmten Admiralpalastes in Hindenburg vor und erntete grossen Beifall von allen Seiten. Herr Norbert Gröner brachte das Gedicht "Heimattreue" von Alfred Nowinski zu Gehör.

Die Riesengebirgs Trachtengruppe und Rübezahls Zwerge in ihren schlesischen Trachten sorgten mit ihren tänzerischen Aufführungen für eine gelungene Abrundung des schönen Nachmittags. Grosse Freude herrschte bei der LdO München, als der Schlesierchor das Lied "Mein Oberschlesien" darbrachte. Frau Gertrud Müller bedankte sich beim Schlesier-Verein herzlich für die Einladung zur aktiven Mitwirkung an diesem Festtag. Sie betonte, dass ein Zusammenhalt in München, sowie gegenseitiger Respekt und auch Toleranz für die Zukunft besonders wünschenswert sei.

Sankt Hedwig, die ihr Land Schlesien über alle Maßen liebte und eine vortreffliche Landesmutter war, wird uns auch weiterhin auf allen unseren Wegen begleiten und über unsere Heimat wachen. Zu Beginn des katholischen Festgottesdienstes haben wir auch inbrünstig mit dem St. Hedwigslied darum gebeten: "Segne mit milder Hand heut unser Heimatland! O St. Hedwig."

   Eva Abdel-Rahman