Bergmannsuniform

St. Barbara-Tag: Fest der Bergmänner
Eine kurze Geschichte der Bergmannsuniform

Der 4. Dezember wird alljährlich und unmissverständlich mit dem traditionellen Sankt- Barbara- Tag assoziiert, dem althergebrachten und gut bekannten Fest der Bergleute. Ein Festtag, der durch die schwarzen Uniformen der Bergmänner mit ihren im Winterwind flatternden Federbuschen – die schwarzen, die der Bergleute, die weißen, die des Aufsichtspersonals oder die roten, die der Musiker der Bergmannsblaskapelle - geprägt wird. Die pechschwarze schicke Bergmannsuniform gehört unzertrennlich zum Fest der Hl. Barbara.
Die eigentliche Bergmannsuniform wurde im 17. Jahrhundert in deutschen Bergbaugebieten eingeführt. Diese hat sich aus den Erfordernissen der bergmännischen schweren Arbeit entwickelt. Alle Uniformelemente symbolisieren bestimmte historische Arbeitstätigkeiten oder Arbeitsabläufe im Bergwerk, sie sind der historischen Arbeitswelt (Arbeitskleidung) des Bergmanns entliehen; sie sind keine Produkte der Phantasie, damit diese Bergmannskleidung „schick“ aussieht.
Aber auch die Bergmannsuniform durchzog einen zeitlichen Wandel, war teilweise der epochalen Modeerscheinungen unterzogen. Bereits auf verschiedenen Darstellungen aus den Jahren 1291 und 1350 werden Bergmänner in gleichen (übereinstimmenden) Kleidungsstücken abgebildet. Hinweise auf eine einheitliche Bergmannskleidung finden wir jedoch in schriftlichen und bildlichen Dokumenten des ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhundert. In Preußen setzte sich nach 1800 allgemein die damals schon in Schlesien übliche schwarze Uniform durch, die später die Grundlage aller bekannten Bergmannsuniformen lieferte. Eine Ausnahme bildete das damalige Königreich Sachsen.

Zu den Attributen einer typischen Bergmannsuniform gehören:

  • ein Schachthut (in Oberschlesien „Tschako“ genannt), in Abwandlung eines kleinen Hutes ohne Schirm (ehemals als Kopfschutz bei Abbauarbeiten benutzt),
  • ein Federbusch, früher: Federwisch, der für die Reinigung von Sprenglöchern genutzt wurde, und von Bergmännern hinter einem Band am Hut getragen wurde,
  • schwarze Fransen an Ärmeln, diese symbolisieren eine Reihe von Zündschnüren, die unentbehrlich bei Sprengarbeiten waren, und die man angebunden an Ärmeln getragen hat,
  • Schulterkragen ist dagegen ein „Reststück“ einer Pelerine (eines schützendes Mantels), die als Schulter- und Wasserschutz diente,
  • Bergleder (auch Gesäß- oder Rutschleder und im Volksmund auch „Arschleder“ genannt), ein Symbol eines alten „Schutzarbeitsmittels“ für die Errichtung von Sitzarbeiten oder auch für das „schnelle Bewegen“ zwischen den unterschiedlich tief gelegenen Abbaustellen,
  • Goldene Knöpfe mit Hammer und Schlägel (auch als Eisen und Schlägel bezeichnet) in der Anzahl von nicht weniger als 29, die die Lebensjahre der Hl. Barbara und das Gold der Knöpfe das Licht der Sonne symbolisieren sollen.
Eine typische in den deutschen historischen Bergbaugebieten anzutreffende Galauniform eines Bergmanns besteht aus: einem Schachthut mit Federbusch, einer Puffjacke (die schwarze Puffjacke führte 1768 der Generalbergkommissar Anton von Heynitz ein) , einer weiße Weste (wird selten getragen), einer langen schwarzen Hose, Bergleder (wird nur noch bei historischen Uniformen getragen), einem schwarzen Mantel (für Winter), einem Stichdegen (nur für Oberberghauptmänner, nur noch von historischer Bedeutung) und einem Säbel (nur noch bei historischen Uniformen anzutreffen; gegenwärtig aber noch in Oberschlesien getragen).
Ein weiteres Rang- und Würdeabzeichen des Bergmannes war die Waffe. Der Säbel war in der Vergangenheit ein Zeichen der Zugehörigkeit „zum besonderen Stand“: Die Bergknappen als freie Menschen („Leute des freien Standes“) waren zum Waffentragen verpflichtet, um nach Aufforderung eines Fürsten für kriegerische Auseinandersetzungen zur Verfügung zu stehen, wobei diese Ehre nur Bergmännern eines höheren Berufsstandes zustand. Daher waren es nur die Angehörigen des Aufsichtspersonals gewesen, die berechtigt waren, einen Säbel zu tragen. Später wurde sogar die Erlaubnis ausgesprochen zu einer Bergmannsuniform, also einer „zivilen Uniform“, einen eigenen militärischen Säbel zu tragen, sofern hierfür eine Berechtigung vorlag (galt für Offiziere der ehemaligen Armee, die den Säbel ihres Regiments besaßen). Anzumerken ist, dass der Bergmannssäbel in Form und Größe der gleiche war, wie der des Militärs, jedoch mit Bergmannssymbol versehen. Kennzeichnend auch für das Aufsichtspersonal war die langgestielte, schmale Barte, aus der sich wahrscheinlich der Häckel entwickelte. Die Barte gleicht weitgehend dem ehemaligen Grubenbeil und wurde an verhältnismäßig kurzem Stiel über die Schulter getragen. Beim Häckel dagegen ist das Blatt zu einem Handgriff verkleinert und der Stiel stark verlängert worden.
Die bergmännische Kleidung wurde oftmals in Vorschriften gefasst. Die bekannteste ist die folgende „Die Uniform der Beamten der Preußischen Staats-, Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung. Allerhöchster Erlaß“ vom 15.01.1890. Diese bildete die Grundlagen der uns jetzt bekannten Uniformen der Bergmänner. Nach dem Ersten Weltkrieg war es notwendig, die Bergmannsuniform der neuen Staatsform in Deutschland anzupassen. Doch erst am 05.03.1934 wurden „Vorschriften über bergmännische Kleidung“ durch den Preußischen Minister für Wirtschaft und Arbeit“ erlassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg sprach man plötzlich im freien Teil Deutschlands von „Bergmannstracht“, um das Wort „Uniform“ zu vermeiden. Diesem „Sprachgebrauch“ bediente sich der Arbeitseinsatz und Ausbildungsausschuss des Deutschen Kohlebergbaus im Jahr 1953, der eine „Bergmannstracht“ empfohlen hat, die auf jegliche Rangabzeichen zu verzichten hat. Die Bezeichnung „berufliche Tracht“ hat sich jedoch unter den Kumpeln nicht durchgesetzt, da diese „Tracht“ im eindeutigen Widerspruch zum geschichtlichen Werdegang der „bergmännischen Kleidung“ stand, zumal man anhand der „alten Bergmannskleidung“ den Rang, die berufliche Stellung des jeweiligen Grubenbeschäftigten unschwer erkennen konnte. Es war der Stolz jedes Bergmannes (Schlepper, Hauer, Steiger usw.) einer bestimmten Gruppe innerhalb der Bergknappen zugehörig zu sein und diese Zugehörigkeit durch seine Galauniform zu manifestieren. Diese Tradition und vor allem die Würdigung seiner beruflichen Qualifikation sowie seines Ranges wurden durch die getragene schwarze Bergmannsuniform mit Stolz wiedergegeben, die man oftmals in der Familie vererbt bekommen hatte!
Vorbei sind auch die Zeiten als die Bergschüler, wie beispielsweise die der Oberbergschule zu Tarnowitz, später zu Peiskretscham (Oberschlesien), eine schwarze Uniform, in Anlehnung an die bergmännische Uniform, mit einer Schirmmütze getragen haben.
Die typischen Bergmannsfarben sind das Schwarze und das Grüne. Die erste Farbe symbolisiert die unerträgliche Dunkelheit Untertage, die zweite ist ein Symbol der bergmännischen Sehnsüchte nach dem Grün der Wälder und Felder während der schweren Arbeit im Stollen.
Im Laufe der Jahrhunderte hat sich nur der Bergmann, eine nur seinem Stand eigene, den jeweiligen Stilepochen angepasste, jedoch schon seit zwei Jahrhunderten eine fast gleich gebliebene Berufsuniform geschaffen. Sie ist damit ein Bestandteil eines jahrhundertalten Brauchtums und somit auch ein Ausdruck eines traditionsgebundenen Reichtums.

Damian Spielvogel
(mit Genehmigung des Autors)


„Gott segne den Bergbau“: Eine Bild-Rarität aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts - Preußischer Bergbau (Privatbesitz: Damian Spielvogel)


Bergparade 1935, Hindenburg/Oberschlesien (Archiv: Damian Spielvogel)


Schachthütte (v.l.n.r.): Knappe (Preußen), Steiger (Preußen, vor 1934,), Steiger (Oberschlesien, nach 1945) und Bergschüler (Privatbesitz: Damian Spielvogel)


Bergleder (vor 1918) und zwei Ledergürtel mit Koppelschloss mit Hammer und Schlägel (um 1900) (Privatbesitz: Damian Spielvogel)


Sankt- Anna- Grubenaltarbild aus Oberschlesien um 1890 (Privatbesitz: Damian Spielvogel)


Säbelgriff mit vergoldetem Griff und silbernem Schlägel und Eisen eines Bergbeamten, Ende des 19. Jahrhunderts (Privatbesitz: Damian Spielvogel)


V.l.n.r.: Steigerpicke (Oberschlesien, nach 1945), Steigermesslatte (Oberschlesien, Anfang des 19. Jahrhunderts), Barte und Bergmannsaxt (18. Jahrhundert) (Privatsammlung: Damian Spielvogel)


Uniform eines preußischen Bergbeamten mit Orden aus dem Ersten Weltkrieg, die an der „zivilen“ Bergmannsuniform privilegiert getragen werden durften (Privatbesitz: Damian Spielvogel)

St. Barbara
Käthe Guttwein

Der Tag der heiligen Barbara!
Feierlich stehen sie alle da,
die Männer, die aus des Berges Nacht
das schwarze Gestein zu Tage gebracht,
das dort gelegen seit Urweltzeit;
bald wird es vom roten Feuer gefreit.
Feierlich stehen sie alle da.
Es ist 4. Dezember: St. Barbara!

Du Schutzpatronin, St. Barbara,
Im Schmucke treten sie alle dir nah';
An dem Tschako wiegt sich die schwarze Feder,
Schwarz ist ja alles, Anzug und Leder.
Dort sind die weißen, Musik trägt rot.
In Ordnung und Würde, wie nach Gebot
beginnt der Zug, und wer ihn sah',
weiß, es ist heute St. Barbara!

Zurück von der Kirche St. Barbara. —
Und es geschieht, was immer geschah,
Musik spielt lustig, die Federn winken,
in Oberschlesien will man auch trinken,
sorglos sich freuen, den Tag genießen,
wen sollte das heitere Volk verdrießen?
Und es geschieht, was immer geschah!
Nur einmal im Jahr ist St. Barbara!

Oberschlesische Trachten

Als Folge des zweiten Weltkrieges haben Millionen Deutsche ihre angestammte Heimat im Osten Deutschlands verloren. Sie wurden vertrieben, mussten fliehen oder wurden später ausgesiedelt. Sie fanden ihre neue Heimat in übrig gebliebenen deutschen Gebieten, die damals von den Siegermächten besetzt waren. Dieses Schicksal traf auch die Oberschlesier. Es dauerte einige Zeit und die Vertriebenen und Flüchtlinge begannen sich zu organisieren. Es wurden Landsmannschaften gegründet. Im Jahre 1949 kam es zu Gründung der Kreisgruppe München der Landsmannschaft der Oberschlesier. Zu den Aufgaben zählen bis heute: der Erhalt und Pflege der Kultur, der Tradition und der Bräuche aus der Heimat und deren Weitergabe an die nachfolgenden Generationen. Natürlich stehen da die jeweiligen Trachten im Mittelpunkt neben der Musik, den heimatlichen Liedern und Tänzen. So bildeten sich in den Landsmannschaften zahlreiche Trachten- und ´Tanzgruppen und auch Heimatchöre. Auch die Kreisgruppe München hat damals ihre Trachtengruppe ins Leben gerufen, die bis heute noch fortbesteht.. Während die Frauentrachten aus den unterschiedlichen Regionen Oberschlesiens noch relativ gut zu beschaffen waren, sind die Männer fast ausschließlich in den Bergmannsuniformen aufgetreten, die dann als Tracht gegolten haben.

Das sollte sich ändern. Am 07. Februar 2001 trafen Gertrud Müller, Dieter Müller, Norbert Gröner und Dr. Peter Gonsior zu einer Besprechung im HDO zusammen. Es sollte über eine oberschlesische Männertracht beraten werden. Dr. Gonsior hat ein Foto von einem Bild des oberschlesischen Kunstmalers Ewald Gawlik mit dem Titel: „Oberschlesier“ mitgebracht. Das Bild aus dem Besitz von Dr. Stanislaus Noras aus Gieschewald zeigt neben zwei Frauen, zwei Männer in der Tracht, einen von vorne und den zweiten von hinten. Darauf kann man auch die Details der Trachten aus der Gegend um Gieschewald, einem Ortsteil im Osten von Kattowitz, gut erkennen. Es wurde beschlossen, diese Tracht für die Kreisgruppe München zu beschaffen. Man begann mit der Suche nach entsprechenden Werkstätten, die diese Tracht anfertigen könnten. Schnell stellte sich heraus, die einzelnen Teile der Tracht mussten in verschiedenen Werkstätten angefertigt werden. Die Jacke, die Weste und der schwarze breitkrempige Hut waren noch in den Fachwerkstätten verhältnismäßig leicht zu fertigen. Die Hose aus gelben Hirschleder, das war schon eine Sonderanfertigung ebenso die aus schwarzem Leder leicht gefaltete hohe Stiefeln. Alle Teile der Tracht wurden dann nach Maß gefertigt. Dazu hat man aber Trachtenträger gebraucht, man dachte an zwei oder besser drei Mitglieder, die diese Tracht dann bei Auftritten und auch als Fahnenbegleitung tragen würden. Anfangs gab es neben Norbert Gröner und Joachim Wodok auch weitere Kandidaten, die sich bereit erklärten in der Tracht zu gehen, aber dann haben sie wieder davon Abstand genommen. Schließlich wurden zwei gieschewalder Trachten für die Herren Gröner und Wodok angefertigt. Bei feierlichen Anlässen und Auftritten unserer Kreisgruppe präsentieren die beiden Herren bis heute ihre gieschewalder Trachten der Öffentlichkeit.

Jedes Mal ist diese Tracht ein Blickfang für alle Anwesenden und das verdanken wir Dr. Peter Gonsior, der vor mehr als zwanzig Jahren die Anschaffung der gieschawalder Tracht für unsere Kreisgruppe anregte und das in die Tat umsetzte.

Erich Plischke